Tweet | ![]() |
Gastartikel: Das Märchen vom Gratis – Filehosting
-
Wie finanziert sich „kostenloses“ Filehosting?
In diversen Foren wird immer wieder die Frage gestellt, wer die Kosten für freies Filehosting bzw. für Gratis-Filetransferdienste (DropBox, RapidShare, Wetransfer …) trägt. Und immer wieder findet sich mindestens ein schlauer Mensch, der in etwa folgende Antwort gibt: „Plattenspeicher kostet ja heute fast nichts mehr, ich habe neulich eine externe Terabyte-Festplatte für 60€ bei uns im Baumarkt gesehen, und es nutzt ja eh nicht jeder seinen maximalen Speicherplatz von 2 Gigabyte bei DropBox“. Und ein noch schlauerer Forumsteilnehmer postet dann noch hinterher: „Außerdem haben die bei DropBox einen tollen Algorithmus der erkennt ob eine Datei schon von jemand anders hochgeladen wurde, damit wird redundanter Speicherverbrauch vermieden“Diese Antworten stellen dann meist das Ende der Diskussion dar, denn unser Fragesteller weiß ja jetzt, dass der Service den Kunden nichts kostet, weil es für den Provider billig ist.
Würde ein Supermarkt Mineralwasser verschenken, nur weil es billig herzustellen ist?
Stellt man diese Frage einem durchschnittlichen Foren-Antwortposter, wird er natürlich sofort antworten: „Nein, das muss ja abgefüllt, verpackt, kontrolliert und transportiert werden. Außerdem muss der Hersteller ja die Abfüllanlage amortisieren“ Auch wenn es unserem schlauen Mitmenschen von vorhin nicht gefallen mag: Genauso ist es beim Filehosting / Filetransfer auch. Die Server müssen bereitgestellt und überwacht werden, der Datentransport kostet natürlich auch etwas und die Software inklusive Upgrades sollte sich natürlich auch irgendwann mal amortisieren. Es ist dabei vollkommen unerheblich, ob die Kosten pro Einheit gering oder hoch sind, denn auch minimale Kosten müssen in der Bilanz durch Einnahmen ausgeglichen werden, sonst geht unser Provider bald pleite.Kann es dann sein, dass der Provider woanders soviel Gewinn macht, dass er diesen „Kost-eh-fast-nix“ – Service einfach mitfinanziert um dem Kunden einfach was Gutes zu tun?
Weil im virtuellen Netz alles etwas undurchsichtig ist, schauen wir dazu einfach noch mal in die reale Welt: Hier entspräche dieses Modell der Tasse Kaffee, die der Versicherungsvertreter dem Kunden beim Gespräch anbietet, oder dem Sponsoring, das sich eine Großbank für die Champions-League leistet. Das funktioniert, weil das Kerngeschäft, das woanders liegt (z.B. Versicherungen verkaufen oder Kredite vergeben), dadurch angekurbelt wird. Ein Café wird hingegen nicht allen Kunden einen kostenlosen Kaffee anbieten und ein Fußballclub wird keine Meisterschaften sponsern. Etwas anders liegt der Fall bei (Quasi-)Monopolunternehmen: Google z.B. kann durchaus Gratis-Mail und sonstige Dienste finanzieren, um potenzielle Konkurrenten in seinem Kerngeschäft (z.B., Yahoo!) auszustechen, bzw. aus dem Markt (und letzten Endes vielleicht sogar in die Pleite) zu treiben.Wird der Basisuser nicht vom Premiumkunden mitfinanziert?
Fast alle Filehoster bieten eine Basisvariante mit diversen Limitierungen und Premiumaccounts, die gegen gutes Geld einen besseren Service bieten, auch „Freemium“-Modell genannt (https://en.wikipedia.org/wiki/Freemium). Dieses Modell funktioniert nur dann, wenn der „Premium-Mix“ stimmt, das heißt wenn genügend Premium-Kunden vorhanden sind, um die größere Menge an Basiskunden gegenzufinanzieren. Abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen ist es nahezu unmöglich einem Kunden Premium-Inhalte zu verkaufen, wenn der Basisdienst an sich schon ziemlich gut ist. Ein Beispiel für eine scheinbar sehr erfolgreiche Finanzierung durch ein Freemium-Modell war der Megaupload-Service, der (neben den Einnahmen durch Werbebanner), Millionen von zahlenden Premium-Kunden hatte. Wie allseits bekannt, waren diese zahlungsfreudigen Kunden allerdings nicht immer an der Servicequalität von Megaupload interessiert, sondern öfter an den zahllosen vom Urheber/Rechteverwerter nicht autorisierten Download-Inhalten.Was für Finanzierungsmöglichkeiten haben Filehoster denn überhaupt?
Folgende Tabelle zeigt die Möglichkeiten einer Gegenfinanzierung von Gratis-ServicesFunktionsweise / Geldfluß Auswirkungen auf den Kunden Startfinanzierung Ein Risikokapitalgeber glaubt an die Idee des Filehostings und investiert ein Startkapital. Für den Kunden optimal, aber nicht von Dauer Querfinanzierung Der Anbieter hat noch andere Aktivitäten, die er nutzt um das Filehosting quer zu finanzieren Wird gerne zur Verdrängung von Konkurrenz genutzt (Dumpingangebote), daher Monopolbildung Werbung Einblendung von Werbebannern für Kunden (reicht aber allein bei Weitem nicht zur Finanzierung großer Datentransfers aus) Nervige Blinkseiten, oft zweifelhafte bzw. nicht jugendfreie Werbeeinblendungen Premium-Mix Premium-Kunden zahlen für bessere Servicequalität. Funktioniert häufig nur im Zusammenspiel mit nicht legalen Inhalten (Copyrightverstöße,..) Nach und nach wird die Basisvariante immer weiter gedrosselt, um Kunden zum Umsteigen zu zwingen. Bei Finanzierung mit Hilfe von Urheberrechtsverstößen auch implizite Beihilfe zu illegalen Tätigkeiten. Verwertung der Daten Die Inhalte der hochgeladenen Dateien und die Nutzerdaten (e-Mail-Adressen, etc.) werden verkauft Potenzielle Gefahr durch Veröffentlichung von sensiblen oder persönlichen Inhalten und Daten. Häufung von Spam-Mails. Alle „kostenlosen“ Filehosting – Modelle sind somit entweder nicht von Dauer, basieren auf illegalen Inhalten oder haben im Endeffekt negative Auswirkungen auf den Kunden. Ganz zu schweigen davon, dass bei „kostenlosen“ Services vermutlich der Sicherheitsaspekt erst ganz weit hinten auf der Prioritätenliste des Providers steht. Nichtsdestotrotz bietet sich für gelegentliche Nutzer (am Besten von wenig moralischen Bedenken geplagt) die Nutzung von Gratisfilehostern für nicht sensible Dateninhalte an. Gerade für Firmen, aber auch Privatpersonen, die Wert auf Nachhaltigkeit und Datensicherheit legen, ist von dieser Art der Datenhaltung und des Datenaustauschs aber unbedingt abzuraten! Leider ist gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen dieses Wissen noch nicht sehr weit verbreitet, bzw. die Probleme werden nicht erkannt oder nicht ernst genommen.
Dies ist ein Gastartikel von Dr. Sebastian Kanzow Dr. Sebastian Kanzow, Jahrgang 1973, promovierte 2004 im Fach angewandte Informatik und ist derzeit IT-Consultant bei einer Großbank, sowie als leitender Softwarearchitekt für die System k2 GmbH in München tätig, wo er für die Entwicklung der fidelbox hauptverantwortlich ist.
Tweet

08.02.2013 um 21:54 Uhr
Schande über mein Haupt! Denn ich habe mir noch nie die Frage gestellt, wie sich die kostenlosen Hoster alle finanzieren. Interessanter Artikel, da wird man endlich mal angeregt sich über solche Sachen Gedanken zu machen (Du bist ja Doktor, da erwartet man ja so etwas :-P) – Denn die “illegalen” Hoster kennt ja jeder aber die “seriösen” bringt man dann schnell mit den bösen in Verbindung…
17.02.2013 um 20:55 Uhr
Deswegen werden sich auch hobbymäßige filehoster nie rentieren bzw. innerhalb weniger Monate wieder offline gehen…
18.03.2013 um 17:47 Uhr
Hallo Dr. Kanzow,
ich hoste schon eine Weile für Unternehmen in Deutschland und Ausland. Seit einige Monate habe ich auch ein Account bei bplaced eröffnet und vergleiche diese mit meine eigene Angebote. Sie sind werbefrei, sind ständig verfügbar und unterscheiden sich kaum von meine eigene. Ich habe FTP Zugang, MySQL DB’s usw. Registriere ich eine Domain kann ich den Space per Cname andocken.
26.03.2013 um 15:02 Uhr
Mal ehrlich, wer will ständig irgendwelche Werbung auf der eigenen Seite, oder Popups etc.
Was kostet Hosting heutzutage?? ab 1,99 und die hat jeder über ^^