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IT-Runde

Gastartikel: Meine Daten im Internet

  • Gastartikel: Meine Daten im Internet

    Auf die Frage „Was sind unsere / meine / deine Daten wert?“ kann keine numerische Antwort folgen. Zu sagen „12,56 € je Mb“ ist definitiv falsch. Es kommt darauf an, wie sie verwendet werden. Und doch kämpfen Datenschützer gegen die privatinformationelle Ausbeutung eines Durchschnittnutzers des Internets. Facebook, Google und Apple sind dabei bisher besonders ins Visier genommen wurden. Ein Abriss.

    Datenschützer wollen verhindern, dass aus digital Natives unfreiwillig Limpids (in etwa „die Durchsichtigen“) werden. Zu diesen Limpids hat man sich in einer Vision bei uebermorgen.tv einige interessante Gedanken gemacht, die so alle nicht eintreten müssen. Jedoch wird hier dargestellt, dass Privatsphäre notwendig für die Entwicklung und den Fortschritt ist.

    Privatsphäre ./. innovative Produkte

    Nun steht Privatsphäre dem Bedarf an privaten Daten in Firmen entgegen. Der Zwang Daten zu sammeln resultiert aus dem Konkurrenzdruck der Unternehmen zwischen einander. Jeder will etwas auf dem Markt bringen, dass der Benutzer will oder die Handhabung noch vereinfacht. Zudem müssen Dienste und Plattformen im Internet, sofern sie kostenlos sind, auch irgendwie finanziert werden. Die Lösungssuche als eigenen Wirtschaftszweig kennt jeder: Markforschung. Dazu gehören auch die Leute, die zu Hause anrufen und nachfragen wollen. Dass es Probleme mit der Werbung im Internet gibt, erkennt man an der anhaltenden Debatte um das Leistungsschutzrecht und andere Bezahlstrategien. Flattr dürfte einigen noch ein Begriff sein und scheint sich nicht so recht durchzusetzen. Die taz versucht beispielsweise einen freiwilligen Weg mit dem Micropaymentanbieter und ebenso anderen zu gehen und setzt dabei auf Aufklärung.

    Auch die Firmen müssen lernen mit Daten umzugehen

    Es gibt Firmen, wie Apple, die scheinen ihre gesammelten Daten recht gut auswerten zu können. Der Hype um Apple Produkte bezeugt dies. Auch Google schafft es auf verblüffende Art und Weise die zunehmende Informationsflut in der beschleunigten Welt zu managen und katalogisieren. Doch gerade bei Google besteht die Gefahr, aufgrund des Quasimonopols auf Informationssortierung, unbeliebte Themen zu verdrängen.
    Auch unsere Journalisten nutzen Google gerne für Recherchen. Dabei bemerkt kaum einer, wenn die bei Google als Realität wirkende Informationsansammlung lückenhaft ist. Ein don´t be eval tröstet da nur mäßig.
    In China (nicht mehr vollständig) und anderen Staaten geht man auf die Zensurwünsche der Regierungen ein. Der Suchbegriff tiananmen zeigt in Deutschland Bilder von Panzern. In China waren noch bis vor der Eskalation des Streits Propagandabilder der Regierung sichtbar.
    Facebook braucht unsere Daten, um mit Werbung, die auf die Interessen der Nutzer abgestimmt ist, seine Server und Mitarbeiter zu finanzieren. Unser Nutzerverhalten macht dabei aktuelle, lokal erkennbare Trends sichtbar, die Firmen für Marketingzwecke nutzen können.
    Brisant wird es, da gerade Facebook private Nachrichten auswerten kann. Auch bei Google werden E-Mails gescannt. Dabei ist es egal, ob man Nachrichten empfängt oder versendet.

    Ein enormes Potential steckt in der Analyse

    Virales Marketing kann an dieser Stelle somit noch großen Einfluss erreichen, wenn aktuelle Trends rechtzeitig aufgegriffen werden. Diese leicht latente Werbung kommt auch bei Google AdSense zum Einsatz. Der Verbreitungsgrad dieses Dienstes auf einer unvorstellbaren Zahl Websiten, zusammen mit Analytics, bringt Google derart viele Informationen, dass jeder Superlativ lachhaft erscheint. Jeder Nutzer kann somit im Internet verfolgt werden. Denn die IP-Adresse wird in nahezu allen Fällen komplett an Google gesendet. Egal auf welcher Seite ich bin, Google könnte schon dort sein.

    In der Politik ist es nicht anders

    Mit dem Kampf gegen den Trend der Datensammelei in der Politik (Vorratsdatenspeicherung, Zensus, Elena und Co), steht jemand erwähnenswertes in Verbindung: Julian Assange, Daniel Domscheit-Berg, Wikileaks, Openleaks und andere Whistleblower-Plattformen zeigen, wie Informationsanarchismus aussehen könnte.
    Scheinbar stehen sich die Prinzipien zu schützende und zu veröffentlichende Daten direkt gegenüber. Datenschützer sind also gegen Whistleblowing. Das ist jedoch nicht so. Denn es interessiert Assange nicht, was jeder Einzelne macht. Er und seine Sympathisanten sind interessiert an den Daten, die Staaten besitzen.
    Sie wollen im Staat keine Geheimnisse, damit jeder Bürger umfassend informiert mitentscheiden kann. Das Abbild der Gesellschaft wird realistischer und zeigt, wie der Durchschnitt auf ökonomische und politische Fragen reagiert, sofern man von einer Demokratie spricht.

    Die Demokratie muss darauf ausgelegt sein

    Die Organisation der idealen Demokratie stellt jedoch ein schwer lösbares Problem dar. Jaron Lanier schrieb in dem Werk Nur Maschinen brauchen Geheimnisse:

    Anarchie und Diktatur sind auf ewig zwei Seiten einer Medaille. Nie dauert es lang, bis sich die Medaille dreht und die andere Seite zum Vorschein kommt, und so weiter, hin und her. Es gibt nur einen Ausweg: Struktur. Wir kennen sie auch unter dem Namen Demokratie.

    So verschieden die Meinungen in einer Gesellschaft sind, so vielfältig ist die Demokratie. Jede Erfindung, die direkt und indirekt Einfluss auf unsere Privatsphäre hat, könnte die Struktur zumindest teilweise obsolet machen.
    Eine Frage muss an dieser Stelle gestellt werden: „Warum werden die Daten des Zensus nicht für alle frei zugänglich sein?“ Immerhin hat sie der Steuerzahler bezahlt und sollte somit auch Recht auf den Zugriff haben. Ebenso ist es mit der Depublizierung von Inhalten aus öffentlich-rechtlichen Anstallten. Hier ist wieder ein Video des Elektrischen Reporters zum Thema Open Data stark zu empfehlen.

    Sicherheit muss gewährt sein. Sony weiß was kommt

    Eines darf jedoch nicht passieren: ein Daten-GAU – wie jüngst bei Sony geschehen. Das Internet ist nicht wirklich geeignet um Daten zu 100% auf Dauer zu schützen, von seiner Architektur ist es zum Verbreiten von Daten aufgebaut. Deswegen müssen Firmen viel mehr Geld in Sicherheitsangelegenheiten investieren. Rein interessehalber habe ich vor einigen Monaten bei Google nach „confidential“ gesucht. Dabei stößt man nicht nur auf ungesicherte Server von Universitäten und auf E-Mails von Mitarbeitern. Natürlich habe ich das Leck gemeldet.
    Die Strafen müssen drastisch und ein echter Schmerz für die Unternehmen sein. Die Digitale Gesellschaft hat interessante Gesetzesänderungen vorgeschlagen. Darin wird eine Beweislastumkehr zu Gunsten der Verbraucher erwähnt. Sie sieht vor, dass bestohlene Unternehmen nachweisen müssen, dass ein durch sie verursachtes Datenleck nicht zum Missbrauch von entwendeten Daten geführt hat.

    Private Daten schützen, öffentliche Daten nützen.

    Bild CC BY-SA 2.0 dank amonja

    Dies ist ein Gastartikel von Robin Kloppe

    Er beschreibt sich selbst als netzaffin, politik- und musikinteressiert. Sein Blog Mainboarder.de setzt sich thematisch mit Schwerpunkten wie aktueller Filmmusik und -komposition, Netz- und Bundespolitik, sowie der Vorstellung von Netzfundstücken und Tipps und Tricks auseinander. Das geschieht, je nach dem, informativ, lustig, aber auch in pöbelnder Manier.



  1. #1 Timotime
    30.05.2011 um 13:40 Uhr

    Das ist jetzt nicht ganz passend, aber ich les du beschäftigst dich mit Filmmusik. Ich muss unbedingt wissen wie das Lied heißt, was bei “Wer ist Hanna” im Abspann läuft. Es ist nicht auf dem offiziellen Soundtrack von den Chemical Brothers dabei.

    Ich fand das Lied Ultra cool und kann es nicht finden.

    Gruß

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  2. #2 Mainboarder
    30.05.2011 um 14:57 Uhr

    Oh du… leider kenn ich den Film nichtmal… Hab gerade etwas gegooglet.
    meinst du dieses leicht japanisch anmutende stück?

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  3. #3 Francesco
    30.05.2011 um 21:03 Uhr

    Sehr schöner Gastartikel! Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass wir später einmal alle “Limpids” werden und unser Leben 24/7 live ins Netz streamen.
    Würde eine Person dies machen würde wahrscheinlich immer einer aus der Welt zuschauen, machen das alle stellt sich die Frage: Wer soll die Informationsflut denn auswerten?

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  4. #4 Mainboarder
    30.05.2011 um 21:48 Uhr

    Du wirst lachen, es gab mal einen Studenten, der hat ein Jahr lang sein ganzes Leben ins Netz gestreamt. Beim Duschen und so hat er die Kamera abgelegt, aber nicht ausgeschalten. Lief auch nachts und mit Ton. Wenn ichs finde, post ichs.
    Leider finde ich die Internetseite nicht mehr 🙁
    Ich kann mit vorstellen, dass es Firmen gibt, die zum Beispiel an GPS-Daten von Personen interessiert sein könnten. Damit kann man erkennen, wer wann, wo einkauft und noch wie… Damit lässt sich was anfangen. Es muss ja nicht jeder alles brauchen. Aber manche brauchen bestimmte Daten in recht großen Mengen.

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  5. #5 Jackob
    17.06.2011 um 14:16 Uhr

    Noch vor 15 Jahren hatte kaum jemand privat große Mängen relevanter daten in Digitaler Form zu speichern. Heute ist Speicher so günstig geworden, dass wir ihn alle haben wollen. Leider ist das Bild im Rechner nicht annähernd so lagen haltbar wie ein Foto auf Fotopapier, das eingerahmt wurde.

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