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IT-Runde

Gastartikel: Es wird eng im Netz! Der Weg von IPv4 zu IPv6

  • Gastartikel: Es wird eng im Netz! Der Weg von IPv4 zu IPv6

    Langsam, langsam, aber sicher werden im Internet die möglichen Adressen für Netzwerkelemente knapp. Da das Internet Protocol Version 4, kurz IPv4, seit Jahren Staub ansetzt, stellt das 1998 als Standard eingeführte IPv6 auf gar nicht mehr so lange Sicht die unausweichliche Alternative dar.

    Was verbirgt sich hinter den Begriffen IPv4 und IPv6?

    Das IPv4 wurde erstmals im Jahre 1983 eingesetzt, um einzelne Netzwerkkomponenten im Internet zu identifizieren. Während zu dieser Zeit gerade mal ein paar Hundert Computer mit dem internationalen Datenhighway (damals im Vergleich zu heute eher eine ausbaufällige Landstraße) vernetzt waren, waren es in den frühen 90ern bereits über 100.000. In Anbetracht dieses explosionsartigen Zuwachses stellte sich bald die Frage, wie lange die begrenzte Menge der durch IPv4 ermöglichten Adressen vorhalten würde. IPv4 ermöglicht die Identifizierung von fast 4,3 Milliarden Adressen, was damals auch trotz der beträchtlichen Steigerung als noch sehr weit weg erschien. Der unaufhaltsame Siegeszug des Internets aber führte dazu, dass sich der Adressennachschub nun tatsächlich dem Ende neigt. Eine aktuellere und zukunftssichere Lösung stellt IPv6 dar, welches rund 340 Sextillionen Adressen ermöglicht. Richtig, das ist eine 3,4 mit 38 Nullen – das sollte doch eine Weile vorhalten…

    Wann muss auf IPv6 umgestiegen werden?

    Es gibt keinen Stichtag, an dem sämtliche IPv4-Adressen verfallen. So wie es ohnehin schon seit dem Ende der 90er der Fall ist, werden auch in den nächsten Jahren IPv4 und IPv6 nebeneinander verwendet werden. Dennoch bietet es sich aus verschiedenen Gründen an, von IPv4 auf IPv6 umzusteigen. Auch neue Geräte werden heute für gewöhnlich bereits direkt mit IPv6 an Bord geliefert. Es ist dementsprechend damit zu rechnen, dass IPv6 auf diese Weise mit der Zeit zum vorherrschenden Internetprotokoll wird. Tatsächlich erschöpft sich der gesteigerte Nutzen von IPv6 aber nicht nur in der deutlich größeren Anzahl möglicher Netzwerkadressen: Es gibt zahlreiche weitere Gründe, die für einen Übergang sprechen.

    Welche weiteren Vorzüge bringt IPv6 mit sich?

    Die riesige Menge erlaubt nämlich nicht nur einen geradezu verschwenderischen Umgang mit den zur Verfügung stehenden Adressen (theoretisch ließe sich jedem einzelnen Sandkorn auf unserem blauen Planeten eine eigene IPv6-Adresse zuweisen), sondern ermöglicht auch eine effektivere und besser strukturierte Organisation des Adressaufbaus im Netz. Der Grund hierfür ist der Umstand, dass bei IPv6-Adressen bereits im Header hilfreiche Verwaltungsinformationen mitgesendet werden. Dies birgt wiederum auch den Vorteil, dass auch Prioritäten angegeben werden können, was es Routern ermöglicht, nicht sämtliche ankommenden Pakete als gleichwertig zu behandeln. Gerade solche Anwendungen, die auf eine besonders große Verlustfreiheit angewiesen sind (z.B. Videostreaming oder Internet-Telefonie), können so zufriedenstellender ausgeführt werden.
    Ein weiterer Vorteil ist eine verbesserte Verschlüsselung bei IPv6: Während bei IPv4-Adressen die Sicherheitseinstellungen (beispielsweise die Verwendung des https-Protokolls) in der jeweils betreffenden Anwendung vorgenommen wurden, kann eine Authentisierung bei IPv6 wiederum direkt im Header eingepflegt werden. Ein weiteres Merkmal der Version IPv6 ist die Autokonfiguration, die jedem Gerät erlaubt, sich automatisch und selbstständig eine Internetadresse ohne Miteinbeziehung eines DHCP-Servers zuzuweisen. Das bedeutet, dass künftig die IT-Infrastruktur besser gewartet werden kann, was eine allgemeine Kostenreduzierung zur Folge hat. Besonders bei mobilen Rechnern ist diese Technologie von unschätzbarem Wert.

    Welche Bedenken ergeben sich im Hinblick auf den Datenschutz?

    So sehr diese Vorzüge aber auch zu überzeugen wissen, gibt es einige mögliche Probleme, die Kritiker auf den Plan rufen. Gerade im Bezug auf den Datenschutz gibt es einige Bedenken, da durch eine nicht-dynamische, sondern statische IP jeder Internet-User und jeder seiner Aktionen im Internet über Jahrzehnte hinweg nachverfolgt werden kann. Die einen behaupten, die Einführung von statischen IPs sorge für den durchsichtigen Internet-User, während wieder andere behaupten, auch schon bei dynamischen IPs habe nie absolute Anonymität bestanden. Es herrscht darüber hinaus vielerorts auch Streit und Uneinigkeit darüber, ob dieses Problem vom Datenschutzgesetz abgedeckt wird oder nicht. Das ganze Themengebiet rund um Anonymität im Netz, Privacy Extensions und anderes liefert jedem Interessierten im Internet genug Lesestoff für mehrere schlaflose Nächte.

    Umsteigen lohnt sich

    Vor allem große Unternehmen sollten jedoch bald umstellen, um sich langfristig Sorgen und Geld zu ersparen. Viele deutsche Großbetriebe arbeiten bereits an der Umsetzung, beispielsweise hat die Deutsche Telekom verkündet, bis 2020 das gesamte Telefongeschäft über IPv6 abwickeln zu wollen. Ebenso sollen in den Weltkonzernen in absehbarer Zukunft alle Geschäftswagen mit dem neuen Standard vernetzt werden, um den gesamten Fuhrpark bequemer und effizienter zu managen. Aber auch Verkehrs- und Wetterüberwachungssysteme werden bald mit IPv6 laufen, damit die Experten in der Lage sind, bessere Ergebnisse und Auswertungen zu präsentieren.

    Mittlerweile kann bereits bei etlichen Betriebssystemen die IPv6-Version eingesetzt werden, beispielsweise bei iOS, Android, Windows Vista, Windows 7 und anderer Computer Software. Ob ein Rechner mit den neuen IP-Adressen kompatibel ist, kann leicht überprüft werden, im Internet findet man dementsprechende Tests, beispielsweise unter http://test-ipv6.com, welche die alte IPv4-, ebenso wie die neue IPv6-Adresse anzeigen.

    Fazit

    Der Übergang von IPv4 zu IPv6 ist für jeden privaten und gewerblichen Internet-User eine wichtige Angelegenheit, die es nahelegt, sich zumindest kurz in das Thema einzulesen. Auf verschiedene Wege kann von IPv6 profitiert werden, wobei aber auch einige kritische Punkte nicht ignoriert werden dürfen. In Anbetracht der Tatsache, dass IPv6 im Laufe der Zeit fast zwangsweise IPv4 verdrängen wird, bietet es sich an, den Übergang gut vorbereitet und umfassend informiert durchzuführen.

     

    Dies ist ein Gastartikel von Jens Thomas

    Er ist im Qualitätsmanagement des Content-Anbieters content.de tätig und dort vor allem im Projektgeschäft und mit dem Verfassen von Blog- und Gastbeiträgen zu verschiedensten Themen aus der Welt des Internets beschäftigt.



  1. #1 IPv4
    04.07.2012 um 00:00 Uhr

    Schöner Gastartikel! Die Problematik sollte jedem bekannt sein und warum gewechselt wird auch, aber dein Artikel hat sehr viel mehr Informationen – Danke dafür!

    IPv6 sollte für unsere und die nächsten Tausend Generationen ausreichen! 😉

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  2. #2 Francesco
    09.07.2012 um 17:49 Uhr

    IPv6 ist unsere Zukunft, auch wenn viele Unternehmen und Politiker das nicht wahr haben wollen. Wenn ich ein Hersteller wäre, würde ich kein Produkt (welches man ins Netz stellen kann) mehr ohne IPv6 unterstützung anbieten. Das wäre glatter Selbstmord…

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  3. #3 Tobias Stockel
    18.07.2012 um 00:02 Uhr

    Vielen Dank für diesen Artikel. Mir war diese Problematik im Netz noch nicht bekannt. Ist es den sinnvoll für kleinere Web-Projekte auf IPv6 zu wechseln ?

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  4. #4 Chris
    13.09.2012 um 08:25 Uhr

    Danke für die Infos.

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